10.11.2010: "Herr Mappus, wie wär's mit Demokratie?"
„Am Montag ereignete sich während des Vortrags von Herrn Mappus ein Aufschrei des Protests für mehr Demokratie. Im Nachhinein wurde dieser Protest durch unsere Universitätsleitung als Einschränkung der Redefreiheit verurteilt. Dies ist einfach nur zynisch. Herrn Mappus Vortrag wurde vor allem in seiner ganzen Länge gestört, weil er nicht die Notwendigkeit sah, den Protestierenden ein Diskussionsangebot zu unterbreiten. Es wurde arrogant auf das Privileg der Politik, ein Publikum monologisieren zu dürfen, zurückgegriffen. Wir brauchen wahrhaftige Demokratie und keine 'akademischen Tugenden', welche die bestehende Gesprächshierarchie noch verschärfen.“ sagt David Koch, Mitglied des u-asta Vorstands.
Dass der Protest sich explizit an Mappus richtete und nicht als Störung des Festaktes gedacht war, zeigte sich an der Stille, die während der anderen Redebeiträge herrschte. Gründe, sich gegen die mit Mappus verbundene „Arroganz der Macht“ zu protestieren, gab es genug. Sie fangen an beim ignoranten Durchdrücken der Verlängerung der Atomkraftnutzung, gehen über zum harten „Durchgreifen“ bei Stuttgart 21 und der fehlenden Bürgerbeteiligung im Land bis hin zu den fehlenden politischen Maßnahmen gegen Baden-Württembergs selektives Bildungssystem.
„In Baden-Württemberg werden die SchülerInnen schon nach der vierten Klasse aussortiert. Wer dann zu den 'Ausnahmefällen' gehört, die es auch ohne Unterstützung der Eltern zum Abi schaffen, wird mit den bestehenden Studiengebühren kämpfen müssen. Diese Form der Sanierung des Bildungshaushalts brachte der Lehre keine nennenswerten Verbesserungen. Studiengebühren halten weiterhin viele Menschen vom Studium ab und treiben die Kommerzialisierung der Bildung voran.“ unterstreicht David Koch.
„In Fragen der studentischen Mitbestimmung sieht es in den Hochschulen noch schlimmer aus, als bei Stuttgart21“ erläutert Vincent Heckmann, ebenfalls Mitglied des u-asta Vorstands. „Baden-Württemberg hält nach wie vor an seinem Sonderweg fest, die Einführung einer Verfassten Studierendenschaft als vollwertiges Vertretungsorgan der Studierenden zu blockieren. Wer sich als Vorstand der offiziellen Studierendenvertretung zu Studiengebühren, Studienreformen oder gar allgemeinen landespolitischen Fragen äußert, macht sich derzeit in diesem Land strafbar. Abgesehen davon sind Studierende in sämtlichen universitären Gremien in einer extremen Minderheitsposition und werden oft nicht als gleichberechtigte Diskussionspartner behandelt.“
Für Rückfragen und O-Töne stehen Ihnen Vincent Heckmann, Thomas Seyfried und David Koch telefonisch unter 0761/203-2033 oder 0176-99019992 und per eMail unter vorstand@u-asta.de gerne zur Verfügung.