07.12.2009: Stellungnahme der unabhängigen Studierendenschaft der Uni Freiburg zum Wettbewerb „Exzellente Lehre“
Der u-asta der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg gratuliert der Uni zum Gewinn der Ausschreibung „Exzellente Lehre“. Allerdings sehen wir den Wettbewerb kritisch und lehnen weitere Exzellenzinitiativen aus mehreren Gründen ab. Wir fordern die Universität auf, im Rahmen dieses Wettbewerbs die bestmöglichen Bedingungen für möglichst viele Studierende zu schaffen.
Durch den Gewinn des Wettbewerbs „Exzellente Lehre“ erhält die Uni Freiburg 1 Million Euro, um die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Damit steht der Lehre wenigstens etwas mehr Geld zur Verfügung, auch wenn der Betrag gering ist. Durch die Maßnahmen im Rahmen dieser Initiative besteht die Chance, dass neue Impulse gesetzt werden, wie z.B. die Entwicklung neuer Master-Studiengänge. Auch begrüßen wir die Einbindung der studentischen Mitglieder der Senatskomission „Studium und Lehre“. Die geplanten Maßnahmen können den Bereich Studium und Lehre bereichern.
Allerdings stärkt die Ausschreibung „Exzellente Lehre“ den Konkurrenzdruck unter den verschiedenen Hochschulen und unterscheidet zwischen normalen und „exzellenten“ Hochschulen. Dies lehnt der u-asta ab. Zwischen den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland soll keine Konkurrenz entstehen und nicht der Zwang, sich gegenseitig ausspielen zu müssen. Wir sprechen uns vehement gegen Elitenbildung aus, die durch diesen Wettbewerb gefördert wird. Es darf zwischen einzelnen Fakultäten und Studierenden kein Konkurrenzkampf um Ressourcen entstehen.
Der Preis wurde für ein Konzept vergeben, das noch nicht umgesetzt ist. Es wird damit nicht die derzeitige Situation von Studium und Lehre gewürdigt. Diese weist derzeit an verschiedenen Stellen Mängel auf, die auch mit dem Konzept „Windows for Higher Education“ nur symptomatisch verbessert werden können.
Des Weiteren fällt negativ auf, dass die vergebenen Mittel für die „Exzellenzinitiative Lehre“ insgesamt nur 10 Millionen Euro betragen, wohingegen der Wettbewerb „Exzellenzinitiative Forschung“ im Jahre 2007 mit 1,9 Milliarden Euro sehr viel höher finanziert war. Diese Diskrepanz zeigt deutlich, dass der Bereich Studium und Lehre einen geringeren Stellenwert einnimmt als die Forschung, welche den Studierenden meist nur bedingt zu Gute kommt.
Durch diese Trennung von Forschung und Lehre besteht die Gefahr, dass diese Bereiche noch weiter von einander abdriften, als sie es bisher schon tun. Verschiedene „Exzellenzinitiativen“ wirken sich negativ auf den Verbund von Forschung und Lehre aus, weshalb wir diese ablehnen.
Durch die einmalige Finanzierung von einer Million Euro für das Konzept der Uni Freiburg ist ungewiss, wie eine längerfristige Finanzierung aussehen soll und funktionieren kann. Wir sehen die Gefahr, dass dies tendenziell zu kurzfristigen Projekten führt. Gerade für den Bereich Studium und Lehre sind längerfristige Planungen nötig. Diese Anschubfinanzierung kann nur kurz darüber hinwegtäuschen, dass die Universität Freiburg strukturell unterfinanziert ist.
Kritisch sehen wir auch den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, den Ausschreiber dieses Wettbewerbs. Der Stifterverband ist ein Befürworter von Studiengebühren und treibt die Privatisierung der Hochschulen voran, indem er Drittmitteleinwerbungen befürwortet und unterstützt. Das Interesse des Stifterverbandes liegt in der Ausrichtung der Hochschulen an wirtschaftlichen Interessen, anstatt in der Verbesserung von Forschung und Lehre, um die Bedingungen für Studierende und Dozierende zu verändern.
Projekte im Rahmen von „Exzellenzinitiativen“ wirken als Leuchttürme, welche mit einem positiven Schein über die tatsächlichen Missstände hinweg täuschen sollen. Daher lehnt der u-asta diese Wettbewerbe – egal ob für Forschung oder Lehre – ab und fordert eine hinreichende Ausfinanzierung der Hochschulen in der BRD und die Einheit von Forschung und Lehre.
Für Rückfragen und O-Töne steht Ihnen Maggie Jaglo telefonisch unter 0761/203-2033 oder per eMail unter vorstand#u-asta.de gerne zur Verfügung.