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19.12.2007: Stellungnahme der unabhängigen Studierendenschaft zur Exzellenzinitiative

Der u-AStA der Universität Freiburg gratuliert allen an der Bewerbung der Universität Freiburg beteiligten WissenschaftlerInnen und Angestellten zum erfolgreichen Abschluss der Bewerbung der Universität Freiburg im Rahmen der sogenannten „Exzellenzinitiative“. Gleichwohl lehnen wir die „Exzellenzinitiative“ als Instrument zur Verbesserung der Hochschullandschaft in Deutschland aus mehreren Gründen ab und fordern die Universitätsleitung dazu auf, die negativen Folgen für die Studierenden so gering als möglich zu halten.

Selbsterklärtes Ziel der „Exzellenzinitiative“ ist es, einzelne Hochschulen zu stärken, indem sie die Forschung an diesen fördert. In den vergangenen Monaten konnte auch ein entsprechender Aktivitätsschub an den deutschen Universitäten beobachtet werden. Die daraus resultierende Stärkung und bessere Vernetzung der Universitäten in der deutschen Forschungslandschaft wurde nicht nur in Deutschland sondern auch im Ausland positiv aufgenommen.

Allerdings können auch diese positiven Auswirkungen die systematisch falsche Herangehensweise der „Exzellenzinitiative“ nicht verdecken. So ändert auch die Förderung der Forschung an einzelnen Hochschulstandorten nichts an der strukturellen Unterfinanzierung der Hochschulen und Universitäten. So liegen die geförderten Hochschulen selbst nach den Mittelzuweisungen aus der Exzellenzinitiative international bestenfalls im Mittelfeld. Das die Universität Freiburg beispielsweise unter akutem Raummangel und an fehlenden Mittel für die Heizkosten krankt, ist nur ein Zeichen für die Vernachlässigung des Bildungssektors. Gerade die finanzschwachen Hochschulen werden in Zukunft vermutlich noch stärker unter diesen Problemen zu leiden haben, haben sich doch bei der Exzellenzinitiative die ohnehin mit vergleichsweise mehr Mitteln ausgestatteten Universitäten durchgesetzt.

Zu befürchten ist überdies, dass sich in Zukunft die deutsche Hochschullandschaft in einige wenige „Forschungsuniversitäten“ und eine große Anzahl Massenausbildungsstätten spalten wird. Hiermit ginge eine der bisherigen Stärken des Hochschulstandorts Deutschland ohne Not verloren. Bedauerlich ist ebenfalls, dass sich diese Spaltung innerhalb der Hochschulen zwischen den Fächern fortsetzt. Ein eindrucksvoller Beleg hierfür ist die Vernachlässigung der für die Wirtschaft und somit Drittmittel weniger attraktiven Geisteswissenschaften durch die „Exzellenzinitiative“, welche nur 6 von 37 „Exzellenzclustern“ gewinnen konnten. Auch an der auf Gleichgewichtung wert legenden „Elite-Universität“ Freiburg zeichnet sich diese Entwicklung ab: Als ein primäres Evaluationskriterium für die zukünftig geförderten Bereiche soll die Drittmitteleinwerbung dienen. Somit ist auch an unserer Universität eine weitere Schwächung der Geisteswissenschaften verbunden mit einer noch stärkeren Orientierung an Wirtschaftsinteressen innerhalb der Fachbereiche in Forschung und Lehre zu befürchten.

Zudem wird an unserer Universität eine weitere Schwäche der „Exzellenzinitiative“ deutlich: Die Aufhebung der Einheit von Forschung und Lehre. Drei Jahre lang sollen die im Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) forschenden Professoren komplett von ihren Lehrverpflichtungen befreit werden. So folgte unmittelbar auf die Aufnahme der Freiburger Universität in den Kreis der „Eliteuniversitäten“ der Ausfall mehrer Seminare und Vorlesungen. Auch der teilweise Ersatz dieser durch neue Lehrveranstaltungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Studierenden hierdurch der Kontakt gerade zu vielen Koryphäen ihres Fachbereichs unmöglich gemacht wird und somit die Qualität der universitären Bildung Schaden erleidet.

Aus dem letztgenannten Punkt ergibt sich ein weiteres Defizit der „Exzellenzinitiative“. Gefördert wird allein die Forschung, nicht die Lehre. Der unmittelbare Nutzen für die Studierenden ist nicht gegeben, vielmehr sind, wie das vorangegangene Beispiel zeigt, Verschlechterungen für die Lehre zu befürchten. Zudem werden durch die „Exzellenzinitiative“ Personal und Ressourcen der Hochschule in diesem Projekt gebunden, die andernorts dringend benötigt würden.

Wir stellen daher fest, dass die „Exzellenzinitiative“ die prinzipiellen Probleme des Hochschulstandorts Deutschland nicht beheben kann. Im Gegenteil: Sie schafft sogar neue.

Wie fordern daher die Universitätsleitung, bei allem verständlichen Jubel der an der erfolgreichen  Exzellenzinitiativenbewerbung Beteiligten, dazu auf:

1.      Sicherzustellen, dass die Einheit von Forschung und Lehre gewahrt bleibt und eine Verschlechterung der Lehre vermieden wird. Dies erfordert eine Neukonzeption der FRIAS, bei denen uns eine Einbindung der Studierenden geboten scheint. So ließen sich auch die mit der „Exzellenzinitiative“ einhergehenden Verschlechterungen in der Lehre zumindest abmildern.

2.      Eine Überarbeitung der Evaluationskriterium für die zukünftig geförderten Bereiche, welche sicherstellt, dass nicht nur drittmittelstarke Fachbereiche profitieren. Auch muss darauf geachtet werden, dass die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre gewahrt bleibt.

3.      Sich anstelle von einzelnen Programmen wie der „Exzellenzinitiative“, die die Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen nicht lösen können, für eine nachhaltige Finanzierung einzusetzen.

4.      Sich nachhaltig für den Stellenwert der Lehre einzusetzen. Besonders der Teilbereich der Lehre ist stark unterfinanziert. Es bedarf deshalb, nachdem mit der Exzellenzinitiative massive Ausgaben im Forschungsbereich getätigt wurden, einer mindestens ebenso hohen staatlichen Investition in die Lehre, jedoch keinesfalls in Form eines weiteren Wettbewerbs.


Für Rückfragen und O-Töne stehen Ihnen Jonathan Nowak und Henrike Hepprich telefonisch unter 203-2033 oder per Email unter vorstand@u-asta.de gerne zur Verfügung.


PM im Internet: http://www.u-asta.uni-freiburg.de/politik/pms/pm-2007/2007-12-19/


erstellt von henrike zuletzt verändert: 08.01.2008 12:22
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