Was wollen wir im kommenden Jahr im Senat machen?
- Wir wollen in den Senat! Aber warum? Und mit welchen Zielen? Und überhaupt: Was macht man im Senat denn so?
Als größte Statusgruppe der Universität darf unsere Meinung nicht ungehört verklingen. Da uns Studierenden die Lehre besonders am Herzen liegt (sogar noch mehr als Forschung und Verwaltung), haben wir oft andere Anliegen als die Mehrheit im Senat: An unserer Uni soll zum Beispiel nicht weiterhin Forschung zu militärischen Zwecken betrieben werden. Genauso wenig dürfen wir uns von einem Unternehmen, das wirtschaftliche Interessen verfolgt, "unabhängig und objektiv" evaluieren lassen. Und dann ist da noch die Sache mit der Exzellenz – wie soll es mit den Überbleibseln weitergehen? Die Lehre soll ja bekanntlich nicht unter dem Exzellenzverlust1 leiden. Außerdem sollte es in unserer Zeit selbstverständlich sein, dass Frauen, bei gleicher Qualifikation, nicht nur gleichberechtigt, sondern auch gleich stark vertreten werden - auch in den höchsten Unigremien. Um diese Diskussionen und weitere sich ergebende führen zu können, wollen wir in den Senat.
Aber was ist denn der Senat eigentlich?
Sicherlich kein altehrwürdiges Rund voller Toga tragender, purpur besäumter Herrschaften. Stattdessen setzt sich der Freiburger Universitätssenat aus unserem geschätzten Rektor2, seinen vier Prorektor*innen, dem*der Kanzler*in, dem*der Rechtsberater*in und der Gleichstellungsbeauftragten zusammen. Außerdem sitzen die Dekan*innen der 11 Fakultäten sowie 8 gewählte Professor*innen, je 4 Vertreter*innen der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und der Angestellten aus dem Bereich Administration und Technik dabei – und wir natürlich auch, leider ebenfalls mit nur 4 studentischen Vertreter*innen. Wie dem*der aufmerksamen Leser*in aufgefallen sein dürfte, sind wir zahlenmäßig zwar die größte Statusgruppe, prozentual betrachtet allerdings die am schlechtesten repräsentierte. Deswegen müssen wir uns in diesem höchsten Gremium der Universität, in dem sich die Studierenden einbringen können, besonders hartnäckig und nachdrücklich Gehör verschaffen und unsere Interessen fundiert vertreten. Übrigens beträgt die Amtszeit der studentischen Mitglieder ein Jahr und beginnt am 1. Oktober, wir wollen euch also in den kommenden zwei Semestern vertreten.
Wieso blicken einem 24 Gesichter, auf zwei Listen verteilt bei nur 4 freien Plätzen entgegen?
Nicht alle Menschen, die auf den bvs-Listen „kandidieren“, wollen auch in den Senat. Sie wollen vielmehr zeigen, dass sie das Bündnis-VS unterstützen. Das ist insofern besonders wichtig, als dass wir den Anspruch haben, ein möglichst breites Spektrum an Menschen aus möglichst vielen Fachbereichen zu vertreten. 12 Listenplätze bei 11 Fakultäten und (fast) unzähligen Studiengängen reichen da einfach nicht aus – auch nicht im Anbetracht der Tatsache, dass es eben „junge“ und „alte“ Studierende an unserer Uni gibt, männliche und weibliche (und alles dazwischen oder darüber hinaus). Sie alle sind Teil der VS, darum sind sie auf den beiden Listen, bvs a und b, repräsentiert.
Was bisher geschah:
Im letzten Jahr hat der Prozess der Grundordnungsnovellierung seinen Anfang genommen. Das haben die studentischen Vertreter*innen als Anlass genommen, einige Anträge in unserem Sinne einzubringen. Die Grundordnung stellt eine Art Verfassung der Uni dar, was bedeutet, dass in ihr beispielsweise die Verteilung der Senatsplätze geregelt wird. Da es, wie bereits angeklungen, nicht in unserem Interessen sein kann, dass wir prozentual so schlecht vertreten sind, wurde eine paritätische Verteilung der Sitze gefordert – und abgelehnt. Dafür wurde der Antrag auf Öffnung der QS-Mittel-Kommission für alle Studierende angenommen. Für die Zivilklausel, deren Einführung in die nächste Amtszeit fallen wird, wurde wichtige Vorarbeit geleistet, die unter anderem dahingehend erfolgreich war, als dass es seitens des Rektorats das Versprechen gibt, diese im Zuge der nächsten Grundordnungsänderung anzunehmen, die wegen der Wiedereinführung der VS Anfang des Wintersemesters vorgenommen wird.
, dass die Fakultäten nicht geschlossen aussteigen.Immerhin besteht das Versprechen, sich in Zukunft auf politischem Wege für eine Verbesserung des CHE-Rankings einzusetzen.
Und was Ihr nach der Werbung erwarten dürft:
Wie Ihr vielleicht am Rande mitbekommen habt, ist die VS jetzt, nach ausgiebigstem Plakatkampf, endlich da. Für uns bedeutet dies, dass die Grundordnung der Uni an die neuen Gegebenheiten angepasst werden muss. Dabei gilt es besonders, die Definitionen von Studierendenschaft und Fachschaften zu erneuern und unseren Interessen anzupassen. Auch die mit der VS verbundene Beitragserhebung muss mit dem Senat abgesprochen werden – da bedarf es studentischer Senatsmitglieder, die sich schon länger mit der VS beschäftigen und gut mit den anderen Hochschulen vernetzt sind, um sich bei eventuellen Problemen und Fragen an diese wenden zu können, denn vielleicht gab es woanders schon ähnliche Diskussionen.
Damit ist das Feilen an der Grundordnung aber noch nicht abgeschlossen (was es vermutlich auch nie sein wird): Die Präambel enthält zwar den Ansatz einer Zivilklausel, der jedoch mit dem Attribut "ungenügend" zu versehen ist, da er nicht über weisenden Charakter verfügt. An der Universität Freiburg wird einiges an Forschung betrieben, deren Ertrag offensichtlich von militärischem Nutzen ist – und das gegen das Votum der Studierenden. Durch die Ausarbeitung einer Zivilklausel, die das Ministerium auch genehmigen kann, wollen wir das Ausmaß der Forschung für militärische Zwecke erheblich einschränken und offen legen.
Bei der Gelegenheit wollen wir uns gleichzeitig auch für die Aufnahme des*der Beauftragten für Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit in die Grundordnung einsetzen.
Die Diskussion um den CHE-Ausstieg wurde zwar auf Mai 2014 vertagt, wir werden aber trotzdem nicht klein beigeben, sondern uns weiterhin für den Ausstieg einsetzen.
Außerdem wird das liebe Geld uns nächstes Jahr unheimlich viel Diskussionstoff für den Senat liefern: Die Hochschulfinanzierung muss 2014 neu ausgehandelt werden, da der Solidarpakt II ausläuft und ein neuer mit der Landesregierung verhandelt werden muss. Hinzu kommt, dass die Uni wie erwartet4nicht mehr als "exzellent" gilt: Deswegen muss man sich überlegen, wie Institutionen der Exzellenzinitiative wie beispielsweise das FRIAS weiter finanziert werden sollen. Wir haben ja bereits versichert bekommen, dass die Lehre nicht leiden soll – als man dann aber über die Einrichtung des Ressourcen- und Innovationpools gesprochen hat, klang die Unberührbarkeit der Lehre auf einmal nicht mehr so sicher. Obwohl diese Diskussion vertagt ist, müssen wir sämtliche Entwicklungen diesbezüglich kritisch im Auge behalten und die Debatte konstruktiv, aber im Sinne der Studierenden aufmerksam begleiten. Dabei wollen wir auch darauf achten, dass das FRIAS nicht nur, wie bereits geplant, besser (beziehungsweise überhaupt...) an die Lehre angeschlossen werden soll. Darüberhinaus werden wir uns bemühen, dass Studierende vermehrt in das FRIAS einbezogen werden, beispielsweise über Einladungen zu Veranstaltungen und mehr Hiwi-Stellen. Einladungen werden zwar zum Teil bereits ausgesprochen, allerdings relativ schlecht beworben und deswegen von nicht allzu vielen Studierenden wahrgenommen.
Weil dies anscheinend nicht genug Baustellen sind, an denen gearbeitet werden muss, wird wieder einmal darüber diskutiert, ob man das Lehramtsstudium nicht erneut umstrukturieren sollte. Momentan wird an der Uni Freiburg das Staatsexamen als modularisierter Studiengang angeboten – der allerdings auch erst vor 3 Jahren eingeführt worden und noch nicht einmal evaluiert ist – und nicht, wie in einigen Bundesländern der Fall, als Bachelor, den man mit einem Master of Education ergänzt. Da diese Art des Studiums als durchaus umstritten gilt, werden wir uns, sollte eine Reform tatsächlich auf uns zukommen, für eine sinnvolle Struktur einsetzen, die studierbar ist und flexible Möglichkeiten bietet.Darüberhinaus finden wir eine deutliche Distanzierung vom Prinzip der "unternehmerischen Hochschule" überaus wichtig: Die Universität ist eine Bildungseinrichtung und kein wirtschaftliches, dem monetären Profit verpflichtetes Unternehmen. Das soll auch so bleiben.
Bei all diesen Themen werden uns die Erfahrungen, die wir in anderen Gremien und Referaten bereits sammeln konnten, sehr behilflich sein, da wir uns mit fast jedem Thema bereits intensiv auseinander gesetzt haben und uns nicht komplett neu einarbeiten müssen.
Liebe Menschen, geht wählen!
Zum Beispiel uns:Wir nehmen die VS ernst, und wir nehmen vor allem diejenigen ernst, für die sie wieder eingeführt worden ist: Die Studierenden. Es ist von unabdingbarer Wichtigkeit, dass sie dementsprechend vertreten wird – gerade im Senat. Wir, die Kandidierenden der Bündnis-VS Listen, verantworten uns vor Euch, die Ihr im Studierendenrat durch Eure Fachschaften oder Eure Initiativen, seien es parteinähere Hochschulgruppen oder themenorientierte Arbeitskreise, vertreten seid. Wir decken damit ein breiteres Spektrum an Menschen ab und hören mehr Meinungen als Kandidat*innen, die sich lediglich einer oder zwei Hochschulgruppen verpflichtet fühlen – wir verpflichten uns der VS und damit all ihren Mitgliedern. Euch geben wir Rechenschaft über unsere Entscheidungen, aufgrund Eurer Meinung und Bedenken fällen wir diese erst. Ihr bildet die Basis, nach der wir uns richten. Damit wir Eure Meinung nachdrücklich vertreten können, brauchen wir Eure Stimmen. Wenn Ihr Euch für eine basisorientierte Vertretung Eurer Interessen im Senat einsetzen wollt, so verteilt Eure 4 Stimmen gleichmäßig auf Eure 4 bvs-Kandidat*innen – damit wir unsere Interessen gemeinsam durchsetzen können.
Für Euch,
Matthias Gornik, Anne Schäfer, Julian Zimmer und Muriel Frenznick
1Auch wenn wir, dank der vielen Grünflächen und tausend anderer Dinge, ja doch noch irgendwie exzellent sind, nur nicht mehr ganz so offiziell (vgl. Aussagen diesbezüglich aus dem Rektorat).
2Vielleicht bald auch Rektor*in
3Für weitere Informationen empfiehlt sich die Lektüre der Pressemitteilung des u-asta vom 03.06.2013.
4Mehrere ausdrückliche Stellungnahmen der Studierendenschaft seit 2007, welche die negative Auswirkung des FRIAS auf die Lehre kritisierten, wurden konsequent ignoriert.