Die Antwort des Rektors
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihren offenen Brief zur Einladung an Herrn Ministerpräsident a.D. Professor Filbinger habe ich erhalten.
Professor Filbinger gehört als ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg zu den herausragenden Politikern unseres Landes. Er zählt somit ganz selbstverständlich zu dem Personenkreis der Vertreter von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Kirchen und Medien, die von uns zu den wichtigen Veranstaltungen der Universität Freiburg eingeladen werden. Die Universität Freiburg bewegt sich in diesem gesellschaftlichen Umfeld und legt Wert darauf, mit deren Vertretern in einen Dialog z utreten. Wenn Herr Ministerpräsident a.D. Filbinger unserer Einladung folgt, so wird er seinem Rang entsprechend in der Sitzordnung plaziert.
Dies gilt für alle Eingeladenen, unabhängig von einer Bewertung der Persönlichkeiten.
Zu Ihren Ausführungen hinsichtlich der Vergangenheit von Herrn Professor Filbinger verweise ich auf die eingehenden Analysen, die hierzu in den letzten Jahren publiziert wurden. Ich darf vor allem auf das von Heinz Hürten, Hugo Ott und mir veröffentlichte Buch "Hans Filbinger -- der 'Fall' und die Fakten" von 1980 sowie auf einen darauf fußenden Aufsatz von Herrn Gillessen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 14.09.2003 verweisen. Letzteren füge ich zu Ihrer Kenntnisnahme bei. Die eingehenden historischen Untersuchungen haben ergeben, dass die Rolle von Professor Filbinger in der Zeit während und nach dem Sturz des nationalsozialistischen Regimes differenziert zu beurteilen ist. Diese Erkenntnis hat, wie Sie ansprechen, sicherlich auch dazu geführt, dass Herr Professor Filbinger Mitglied der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten geworden ist.
Ich begrüße Ihr Engagement, sich mit der Vergangeneheit von Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland kritisch auseinander zu setzen. Dabei sollten Sie jedoch auch Fakten und von Ihrer ersten Überzeugung abweichende Einschätzungen zur Kenntnis nehmen und in Ihre Beurteilung einfließen lassen.
Da Sie, wie angekündigt, Ihren offenen Brief auch der lokalen Presse zusckicken wollen, erlaube ich mir, mein Antwortschreiben ebenfalls der Badischen Zeitung zukommen zu lassen.