Papier
Christines Artikel für das u-asta-info über Papier und Papierherstellung
Was meinst Du, wo kommt das Papier her, auf dem Du heute in der Vorlesung mitgeschrieben hast? Und wieviel Papier verbrauchst Du etwa im Jahr?
Als wir für Radio Dreyeckland eine Sendung zu Papier mitgestalteten und eine Handvoll Studierende befragten, kamen auf diese Fragen sehr unterschiedliche Antworten - das Spektrum reichte von 5 Kilo bis zu einer halben Tonne und von Afrika bis Russland. Und wo liegt die Wahrheit? Wie eigentlich immer irgendwo dazwischen. Doch erst einmal noch ein paar interessante Fakten zum Thema Papier.
Die Papier- und Zellstoffindustrie eine der wachsenden Branchen - kein Wunder bei einem derzeitigen Verbrauch von weltweit 330 Mio t pro Jahr! Deutschland ist dabei der zweitgrößte Papier- und der drittgrößte Zellstoffimporteur. Unser Papier und Zellstoff stammt vor allem aus den skandinavischen Ländern, Kanada oder auch Brasilien.
Der Durchschnittdeutsche verbraucht ca. 224 kg Papier pro Jahr. Zum Vergleich: in den meisten sog. Entwicklungsländern wird nicht einmal das Grundbedürfnis von 30 - 40 kg gedeckt, das für Bildung und Hygiene unerlässlich ist.
Papier ist dabei nicht Papier. Denn wenn Frischfaserpapier aus "frischem" Holz hergestellt wird, dann besteht Recyclingpapier aus Altpapier und verbraucht kein weiteres Holz mehr. Für 1 kg Papier werden bis zu 3 kg Holz benötigt, eine Fichte hält für ca. 500 Zeitungen her. Das klingt nach einer effizienten Ausnutzung der Zellulosefasern aus dem Holz, geht allerdings auch mit einem enormen Einsatz an Energie und Chemikalien einher, welcher zur Herstellung des Zellstoffs benötigt wird. Als Vergeich: für die Produktion von 1 t Papier wird genauso viel Energie benötigt wie zur Herstellung von 1 t Stahl. Bedenkt man dabei noch den weiten Weg, den Holz oder Zellstoff hinter sich bringen, um nach Deutschland zu gelangen, dann scheint es fast unmöglich, Papier hier so günstig kaufen zu können.
Deutschland ist allerdings nicht nur das Land mit einer der höchsten Importraten, sondern auch das Land, in dem am meisten Altpapier gesammelt und wiederverwertet wird. Dieses Altpapier muss zuerst von Verunreinigungen befreit und aufgehellt werden, ehe es als Recyclingpapier wieder benutzt werden kann. Insgesamt ist der Energie- und Chemikalienverbrauch dieser Prozesse allerdings bedeutend geringer als bei der Herstellung des Frischfaserpapiers - und Bäume müssen dafür auch nicht abgeholzt werden. Weiß man, dass das meiste Holz für die Papierindustrie aus den sog. nordischen Urwäldern oder aus Plantagen stammt, für die in tropischen Ländern Regenwald gerodet wurde, dann ist Recyclingpapier eine wirkliche Alternative zu weißem Papier. Das Potential für die Wiederverwertung ist dabei noch längst nicht ausgeschöpft, denn jede Papierfaser könnte bis zu 6mal recycelt werden, ehe sie zerbrechen würde.
Zu einem bewussteren Umgang mit Papier gehört es, Papier so sparsam wie möglich zu verwenden und es wiederzuverwerten - in Form von Schmierzetteln oder eben als Recyclingpapier. Und Recyclingpapier ist besser als sein Ruf, denn es lässt sich nicht nur genauso gut beschreiben oder bedrucken wie weißes Papier, sondern es hilft auch, schützenswerten Lebensraum zu erhalten.
Mehr zu Recyclingpapier und nachhaltigem Konsum, auch oder gerade an der Uni, könnt ihr an den Infoständen des AK Umwelt in dieser Woche vor den Mensen erfahren oder einfach mal bei uns vorbeischauen - unsere Treffen werden immer auf der Homepage des u-asta veröffentlicht.
Christine
für den AK Umwelt