Bachelor und Master
Studienreform - Die Einführung von Bachelor und Master kritisch und konstruktiv begleiten
Im Juni 1999 beschlossen die BildungsministerInnen von 31 europäischen Ländern die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes (weitere Informationen vom Dachverband der deutschen Studierendenschaften gibt es hier). Ziel ist die Steigerung der Mobilität von Studierenden und Lehrenden innerhalb Europas. Der wichtigste Schritt dahin ist die Schaffung eines europaweit vergleichbaren Studien- und Leistungspunktesystems. Ein solches System, etwa das European Creditpoint Transfer System (ECTS), soll Studierenden ermöglichen, die für ihr Studium erforderlichen Scheine an verschiedenen Hochschulen in Europa zu erwerben, ohne sich um deren Anerkennung im Heimatland Sorgen machen zu müssen. Außerdem sollen europaweit vergleichbare Abschlüsse geschaffen werden. Grundsatz soll dabei der Aufbau eines zweistufigen Systems sein. In Anlehnung an das amerikanische System soll der erste Zyklus nach 3 bis 4 Jahren mit dem berufsqualifizierenden Bachelor, der zweite, ein- bis zweijährige Zyklus mit dem Master abgeschlossen werden.
Soweit die – prinzipiell unterstützenswerten – Ziele dieses Prozesses. Allerdings gibt es bei der Umsetzung einige Probleme. PolitikerInnen, wie etwa Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Frankenberg verfolgen bei der Umsetzung offensichtlich andere Ziele. Der größte Vorteil für den Minister liegt wohl darin, dass ein Bachelor, der in der Theorie „berufsqualifizierend“ ist, zum Regelabschluss werden soll. Den weiterführenden Master soll nur eine Minderheit beginnen dürfen. Ob dieser kostenfrei bleibt, ist sehr zweifelhaft: Die Grünen sehen in Baden-Württemberg gerade für den Master Gebühren vor.
Durch die vom neuen Landeshochschulgesetz vorgesehene, flächendeckende Einführung des Bachelors bis 2009 verringert sich die Regelstudienzeit der meisten Studierenden von 9 auf 6 Semester. Das spart Personal und damit Geld. Ganz absurd wird das Vorhaben, wenn man bedenkt, dass laut Vorgabe des Landes ein Bachelor im Hauptfach in 3 Jahren das an wissenschaftlicher Kompetenz vermitteln soll, was bisher in durchschnittlich 5 Jahren gelernt werden musste. Von einer gleichen Qualifikation der Bachelor-Studierenden mit MagisterabsolventInnen kann also keine Rede sein. Soll es aber auch gar nicht, sind die neuen Studiengänge doch „berufsqualifizierend“/wirtschaftsorientiert, wissenschaftliches Arbeiten lernt man eigentlich erst im Master. Der Ausdruck „berufsqualifizierend“ ist generell eine Farce: Soll man nach einem dreijährigen Bachelor in Philosophie Philosoph werden? Und ein dreijähriger Chemie-Bachelor wird sich kaum vom Ausbildungsberuf eines/einer Chemisch Technischen Angestellten unterscheiden.
In der Realität werden meist Diplom- oder Magisterstudiengänge genommen, ein, zwei Scheine gestrichen und als Bachelor ausgegeben. Dies führt zu einer deutlichen Mehrbelastung der Studierenden. Über den Tellerrand des eigenen, auf die Anforderungen der Wirtschaft ausgerichteten Studienganges zu schauen, wird schlicht nicht mehr möglich sein. Die Uni wird zum Ausbildungsunternehmen, das die Masse in möglichst kurzer Zeit durch ein Schmalspurstudium schleust und auf den Arbeitsmarkt wirft. Nur eine Minderheit der Studierenden soll die Möglichkeit erhalten, sich in einem Masterprogramm weiterbilden zu können.
Der Widerstand, insbesondere innerhalb breiter Schichten der ProfessorInnenschaft gegen die von der Politik aufgezwungene Einführung von Bachelor und Master, ist immens. Die Chancen stehen deshalb gut, hier zusammen mit anderen Gruppen noch steuernd in diesen Prozess einzugreifen. Denn die Schaffung eines vergleichbaren europäischen Hochschulraumes ist ein unterstützenswertes Vorhaben. Allerdings darf die Qualität und die Zugangsmöglichkeit zu Bildung dadurch nicht beschnitten werden. Auch ein gestuftes Studiensystem kann in manchen Bereichen auch für Studierende wünschenswert sein, doch dürfen Studiengänge auf politischen Druck hin nicht einfach umetikettiert werden. Der u-asta wird auch in Zukunft den Prozess kritisch, aber konstruktiv begleiten und im Sinne der Studierenden mitgestalten.
Weitere Infos zu BA/MA und dem Bologna-Prozess
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