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Artikelaktionen

20.10.2010 "Wer der Reputation erliegt ..."

- Rede des u-asta-Vorstandsmitgliedes David Koch zur Eröffnung des akademischen Jahres 2010/11

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

ich möchte all jene, die sich heute hier versammelt haben, im Namen des u-asta sehr herzlich begrüßen.

 

Egal welcher Hintergrund Sie nun hierher geführt hat, Sie alle vereint, dass Sie einen bestimmten Bezug zu dieser Universität aufweisen. Ob nun als Studentin, Rektor, Abgeordnete oder interessierte Bürgerin.

 

Ihnen allen ist es wichtig, dass es die Universität Freiburg gibt, dass sie gute Lehre und Forschung betreibt.

Darüber hinaus wird allen hier Anwesenden die Universität noch aus vielen weiteren, durchaus verschiedenen Gründen am Herzen liegen.

 

Dabei stellt sich jedoch für mich die Frage, ob nicht allzu oft die Reputation allein zum Nimbus universitären Handelns erhoben wird. Eine Reputation, um ihrer selbst willen. Eine Reputation, deren Legitimität nicht hinterfragt wird.

Eine Reputation, die meist losgelöst ist vom realen Universitätsalltag.

 

Ein perfektes Beispiel dafür sind die beiden Exzellenzinitiativen. Unsere Uni-Leitung rühmt sich allzu gerne mit ihrem doppelten Exzellenzstatus.

Doch was macht eine Universität denn exzellent?

 

Der Ausbau von Spitzenforschung, welche die Lehre nicht berührt, sie gar schwächt?

Wir befinden uns bereits in der Situation in der die Forschung viel zu stark von der Lehre abgekoppelt ist, ihr gar Ressourcen wegnimmt. Zu viele Professoren und Professorinnen betrachten die Lehre als ein "Übel", welches sie während ihrer Forschungstätigkeit in Kauf nehmen müssen.

Darüber hinaus fällt bei Dozierenden zu oft eine gute Betreuung der Studierenden unter den Tisch, weil das eigene Forschungsvorhaben Vorrang hat oder sie getrieben sind von einem wettbewerblichen Zwang zu permanenter Publikation.

 

Doch welcher Sinn liegt für eine Universität in einer Forschung, die zu Lasten der Lehre geht. Die Gelder der Exzellenz-Initiative Forschung hätte der Bund auch in den Ausbau der Studienplätze stecken können.

Auch ist es an der Zeit, die Lehre vom ihrem Status eines Anhängsels von Promotions- und anderen Forschungsvorhaben zu befreien.

 

 

Ich sprach vom "doppelten Exzellenzstatus", dessen sich die Uni rühmt.

Auch in der Lehre wird mit dem Begriff "exzellent" geworben.

Doch was ist denn "exzellente Lehre"? Was ist "exzellente Bildung"?

 

Ist "exzellente Lehre" eine kleine Liste an Pilotprojekten, die nur eine universitäre Elite betreffen?

Ist "exzellente Lehre" die Einführung eines interdisziplinären Jahres für den Bachelor, IndiTrack genannt, ohne generell die Wahlfreiheit zu stärken und die Prüfungs- und Stundenlast zu senken?

Eine seltsame Wortverzerrung liegt hier vor.

 

"Exzellente Lehre" sieht meiner Ansicht nach anders aus. Wenn unsere Lehre hier an der Freiburger Universität exzellent wäre, gäbe es diesen Raum nicht mehr. Es wäre praktisch ihn für Vollversammlungen oder Vorträge zu haben. Doch für die Lehre würde er nicht mehr gebraucht.

Denn gute Lehre baut auf kleine Gruppen auf, richtet sich nach individuellen Neigungen und Interessen. Gute Lehre schafft Raum für kritisches Hinterfragen und didaktische Vielfalt. Sie überwindet frontale, monologische Theorievermittlung, in der strenge Rollen herrschen: Der Prof spricht, die Studentin schweigt und schreibt.

 

Hüten wir uns also davor, dem Ruf der Reputation zu erliegen. Wenn die Reputation an sich wichtiger ist als die Verwirklichung einer guten Lehre und Forschung, haben wir uns verrannt.

 

 

Dabei ist anzumerken, dass die Definition von guter Lehre und Forschung natürlich ein weites Feld öffnet. Daher werde ich es bei einem Ideenanstoß belassen.

 

Lehre kann nur gut sein, wenn sie eine für den Menschen bereichernde Entfaltung darstellt. Sie muss dem Menschen die Möglichkeit geben, in von ihm festgelegten Themenbereichen Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen, die einer Person zu Erkenntnissen, zu neuen Sichtweisen verhelfen; Erfahrungen, die einer Person ermöglichen, sich in unserer Welt zu verwirklichen.

Gute Forschung zeichnet sich demgegenüber durch die Rolle aus, welche sie in der Gesellschaft einnimmt. Sie verkriecht sich nicht im Elfenbeinturm, sie stellt sich der kritischen Frage nach ihrer Relevanz, die sich daran misst, ob sie die Entfaltung des Menschen stärken kann. Sie dient nicht als Macht- und Profitmittel, sondern beschäftigt sich mit den drängenden Fragen der Menschheit:

Wie können wir eine nachhaltig gestaltete Versorgung aller gewährleisten?

Wie kann individuelles und soziales Leiden gemindert werden?

Wie müsste eine Welt gestaltet sein, in der sich jeder Mensch verwirklichen kann?

 

 

Statt nach Reputation zu streben, sollten wir also viel eher nach der Verwirklichung von guter Lehre und Forschung streben. Wenn damit noch Reputation verbunden ist, ... erfreulich.

Generell sind daher substanzielle Veränderungen gefragt, statt wie im Rahmen der Exzellenz-Initiative Lehre unwesentliche Studienergänzungen als PR-Maßnahme vorzunehmen.

 

Die Universität Eichstätt geht in diesem Zusammenhang einen bemerkenswerten Weg. Bereits in der Vergangenheit zeichnete sich die dortige Studiengestaltung durch ein besonders hohes Maß an Wahlfreiheit und Interdisziplinarität aus. Letzte Woche kündigte die Vizepräsidentin Gabriele Gien in der ZEIT weitere Veränderungen in diesem Sinne an.

Unsere Uni-Leitung könnte sich in der Studierendenschaft ein ungewohntes Maß an Anerkennung erarbeiten, wenn Sie zu solchen Schritten bereit wäre.

 

Doch dies hier ist ja die Eröffnung des akademisches Jahres. Dieser Moment kann der Ausgangspunkt eines neuen Weges sein.

Sprach unser Rektor nicht in seiner Rede davon, dass die Universität Freiburg eine Universität mit Visionen sei?

 

Auf Landesebene könnte sich 2011 im Bildungsbereich generell viel verändern: eine Abkehr von einem benachteiligenden Schulsystem der Selektion, die Demokratisierung unserer Bildungseinrichtungen unter anderem durch die Einführung einer Verfassten Studierendenschaft, ein gebührenfreies Studium.

Doch auch hier vor Ort, an der Universität Freiburg könnte sich im Sinne der eben genannten Ideen etwas ändern.

 

Möge diese Kritik ein weiterer Impuls für Veränderung sein.

 

Lasst uns diese Veränderung auf das Wesen der Bildung ausrichten. Lasst uns hier und gerne darüber hinaus den Blick von der Reputation an sich lösen, um ihn auf die Entfaltung zu richten.

 

Anhänge des Artikels
Rede von David Koch für den u-asta zur Eröffnung des akad. Jahres 2010-11.pdf Rede von David Koch für den u-asta zur Eröffnung des akad. Jahres 2010-11.pdf
(Rede von David Koch für den u-asta zur Eröffnung des akad. Jahres 2010-11.pdf - 67.76 Kb)

erstellt von Thomas zuletzt verändert: 25.10.2010 22:56
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